Nachsuche ‐ richtiges Verhalten nach dem Schuss

1. Verhalten des Wildes beobachten

 

  1. a)  ruhig stehend, angespannt sichernd, ziehend, flüchtig

  2. b)  in allen beschriebenen Situationen ist das Verhalten des Wildes unterschiedlich, aber auch die für eine

    Nachsuche so wichtigen, ja oft entscheidenden Pirschzeichen sind bei gleicher Treffpunktlage sehr

    verschieden.

Es ist daher für unsere weitere Vorgangsweise entscheidend, alle Reaktionen des beschossenen Stückes genau zu wissen, um daraus unsere Rückschlüsse für eine eventuelle Nachsuche ziehen zu können.

 

In diesem Augenblick beginnt für uns das „Verhalten nach dem Schuss“ bzw. die Vorbereitung auf eine erfolgreiche Nachsuche. 

2. Ruhe bewahren und sitzen bleiben!

 

Immer wieder wird hier der Grundstein für erschwerte, erfolglose Nachsuchen gelegt. Wir müssen dem kranken Wild Zeit geben in das Wundbett zu gehen bzw. zu verenden. Krankes Wild aufzumüden heißt nicht nur dem Wild unnötiges Leid zufügen, sondern auch eine unnötig schwierige Nachsuche zu verschulden.

Bleiben Sie an Ort und Stelle und gehen Sie in Gedanken folgende Punkte durch. Dies wird eine eventuelle Nachsuche erleichtern:

  1. Anschuss Standort des Wildes – Orientierungshilfen

  2. Standort: bei Abgabe des Schusses – markieren

  3. Fluchtrichtung des Wildes

  4. Was für ein Stück (z.B. Rotwild, Geschlecht, Alter usw.)

  5. Wann wurde geschossen?

  6. Kugelschlag: Auftreffen der Kugel am Wildkörper/Knochen/Weichteile

  7. Schusszeichen: Hat ausschließlich mit dem beschossenen Stück zu tun/Erkennen auf welchem Körperteil

    es getroffen wurde/Bewegung im Schuss

  8. Verhalten des Stückes nach dem Schuss: Hochflüchtig abspringend/bleibt stehen/bricht im Feuer

    zusammen (in diesem Falle ist es oberstes Gebot so lange im Anschlag zu bleiben bis das Stück sicher

    verendet ist! Missachtung bringt lange und schwierigste Nachsuchen Haupt und Krellschüsse)

  9. Was ist zu hören? Bricht das Stück weg? Richtung lokalisieren.

Noch immer befinden wir uns an jenem Ort von dem aus wir unseren Schuss abgegeben haben. Genügend Zeit ist nun vergangen, um das Stück in das Wundbett gehen bzw. es verenden zu lassen. Bei Treffern am Pansen bzw. Kl. Gescheide sind 24 Std. Wartezeit Pflicht! Wenn wir hier unseren ausgegebenen Grundsatz RUHE nicht einhalten, verschulden wir eine sehr lange, schwierige Nachsuche, denn Stücke mit diesen Treffern gehen bis zum bitteren Ende mit den wiederholten Versuchen durch Wiedergänge, seine Verfolger abzuschütteln. 

3. Anschuss untersuchen

 

Gehen Sie zum Anschuss und suchen Sie diesen nach vorhandene Pirschzeichen, ohne diesen unnötig zu vertreten. Für den Jäger, aber vor allem für den Schweißhundeführer, ergeben sich hier wertvolle Hinweise.

Als Pirschzeichen werden bezeichnet:

  • Schnitthaare (Einschuss von der Kugel abgestanzt)

  • Schlaghaare (Ausschuss von der Kugel herausgerissen)

  • Schweiß (Anschuss wenig mehr werdend = guter Schuss bzw. viel Schweiß weniger werdend =

    schlechter Schuss

  • Eingriffe, Ausrisse (von den Schalen verursacht)

  • Knochensplitter/Knochenmark

  • Geweihteile

  • Wildpretteile, Feistteile

  • Panseninhalt/Gescheideteile

  • schlimmstenfalls Äserteile/Zahnteile

  • sowie Bodenverwundungen

  • bzw. Beschädigungen an Bäumen (Durchschüsse, abgeschossene Äste usw.) von dem auftreffenden Geschoß 

4. Nahbereich untersuchen

 

Anhand all der besprochenen Fakten sollten wir wissen, wo der Schuss sitzt. Dem zu kontaktierenden Hundeführer können wir bereits wertvolle Hinweise geben, worauf er seine weitere Vorgangsweise festlegen kann.
Nach den heutigen Wildpretverordnungen, aber auch in unserem Sinne, muss das Wild so rasch wie möglich der Kühlkette zugeführt werden. Trotzdem steht für den weidgerechten Jäger an erster Stelle, das angeschweißte Stück so schnell, aber auch schonungswürdig als möglich zu erlösen.

Daher suchen wir den Nahbereich (50100 Meter maximal) des Anschusses vorsichtig (ohne großer Begleitung mit weisen Ratschlägen!) ab und markieren eventuell gefundene Pirschzeichen. 

5. Hilfe ist nötig ‐ aber wen anrufen?

 

Sollten wir nicht fündig werden, brechen wir sofort ab und ziehen uns, möglichst ohne vorhandene Pirschzeichen zu vertreten, zurück und versuchen so rasch wie möglich die Nachsuche einzuleiten. Das bedeutet: Verständigung eines firmen, für die jeweils beschossene Wildart gelernten, erfahrenen Nachsuchengespannes! Keine Experimente nur Spezialisten haben hier Zutritt!

Spezialisten sind jene geprüften Hunde und Führer die laufend mit diesen Arbeiten konfrontiert sind, genügend Erfahrung und Arbeit haben, für die die Nachsuche oberste Priorität hat und Lebensinhalt ist.
Viele glauben alles zu können! Aber es kann nicht jeder Hund, geschweige denn jeder Mensch, alles können!

  • Daher haben wir hier, um bei den Hunden zu beginnen, Spezialisten. Also Hunderassen die ausschließlich über die Form der Leistungszucht zu diesem edlen „Handwerk“ herangebildet wurden. Das sind die beiden klassischen Schweißhunderassen Bayerischer Gebirgsschweißhund und Hannoverscher Schweißhund, sowie die österreichische Brandlbracke und Alpenländische Dachsbracke dh. die Bracken allgemein.

  • Um bei den Führern fortzufahren, setzen wir ebenfalls Fährtenwille, Erfahrung und Kondition voraus. Schon Oberforstmeister Rudolf FRIESS schreibt in seiner Broschüre „Sünden rings um die Schweißarbeit“ ...wirklich todverlässliche Schweißhunde kann man nicht im Schnellpressverfahren serienweise herstellen, auf der Karnickelschleppe einkutschieren, mit dem Glockenzug zum Todverbeller machen; sie fordern ernste Arbeit von Jahren!

    Jeder ordentliche Jäger unterzieht sich einer Jagdprüfung so sollten/müssen/dürfen auch zu jeder Nachsuche nur solche Hunde ausgewählt werden, die aus einer anerkannten Leistungszucht stammen. Die einzelnen Rassevereine geben sich größte Mühe ihre Hunde nach bestem Wissen und Gewissen zu züchten, die Hundeführer bemühen sich mit viel Einsatz und Arrangement ihre Hunde auf den besten und neuesten Leistungsstand zu bringen. Je mehr Arbeit der Hund hat, desto leistungsstärker wird er, aber auch sein Führer. Umso sicherer werden schwerste Nachsuchen zum Erfolg führen. 

6. wenn nötig Reviernachbarn verständigen

 

Ein wesentlicher Punkt ist noch zu klären, um die oft schwierige Nachsuchenarbeit nicht zu stören: die Verständigung der Jagdnachbarn, sofern keine Wildfolgevereinbarung besteht. 

7. Nachsuchenführer ist Jagdleiter

 

Überlassen Sie die Nachsuche und das weitere Vorgehen dem gerufenen Experten. Er weiss genau was wann zu tun ist und wird Ihnen mit seinem Hund gerne und kostenlos helfen. Allerdings freut er sich natürlich über eine Aufwandsentschädigung in Form von einer Flasche Wein, einer guten Wildschweinsalami oder ein paar Euro Spritgeld.